
In Deutschland wird derzeit ein Vorschlag des TÜV diskutiert, der für ältere Fahrzeuge eine jährliche Hauptuntersuchung (HU) fordert. Hintergrund dieses Vorschlags ist die steigende Zahl älterer Autos auf den Straßen und die damit verbundenen Sicherheitsbedenken.
Der TÜV argumentiert, dass insbesondere Autos, die älter als zehn Jahre sind, häufig Mängel aufweisen, die ohne regelmäßige Kontrolle gefährlich werden könnten. Der Vorschlag könnte zu höheren Kosten für Autofahrer führen, da die HU für viele Besitzer älterer Fahrzeuge künftig jährlich anstehen würde. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass dieser Vorschlag tatsächlich umgesetzt wird, und welche Folgen hätte er für die Fahrzeughalter?
1. Hintergrund der Diskussion

In Deutschland gibt es derzeit etwa 49 Millionen Fahrzeuge, deren durchschnittliches Alter bei zehn Jahren liegt. Mit zunehmendem Alter dieser Fahrzeuge steigt auch die Wahrscheinlichkeit von technischen Mängeln.
Der TÜV fordert daher eine jährliche Hauptuntersuchung für Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu verbessern und potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. Dies betrifft eine große Anzahl von Fahrzeugen, sodass die Auswirkungen auf Autofahrer und die Prüfbranche erheblich wären. Eine solche Veränderung würde den Fahrzeugmarkt und die Autofahrer vor neue Herausforderungen stellen.
2. Gründe für die häufigere HU bei älteren Fahrzeugen

Ältere Fahrzeuge weisen eine höhere Mängelrate auf, was das Argument für eine häufigere Hauptuntersuchung stützt. Im Vergleich zu neuen Fahrzeugen können ältere Autos häufiger technische Probleme haben, die ihre Sicherheit beeinträchtigen.
Insbesondere wenn die Fahrzeuge nicht regelmäßig gewartet werden, können Mängel unbemerkt bleiben und zu gefährlichen Situationen führen. Der TÜV betont, dass eine jährliche HU für Fahrzeuge über zehn Jahre sicherstellen würde, dass solche Mängel rechtzeitig erkannt und behoben werden. Diese Maßnahme ist vor allem im Interesse der Verkehrssicherheit und soll dazu beitragen, dass Autos auch im höheren Alter noch zuverlässig und sicher auf den Straßen unterwegs sind.
3. Jürgen Wolz‘ Stellungnahme

Jürgen Wolz, Mitglied der Geschäftsführung des TÜV Süd, hat sich deutlich für die Einführung einer jährlichen Hauptuntersuchung bei Fahrzeugen ab zehn Jahren ausgesprochen. In einem Interview mit der Zeitschrift Auto, Motor und Sport erklärte er, dass diese Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beiträgt.
Wolz betonte jedoch auch, dass der Vorschlag nicht neu sei, da bereits in der Vergangenheit ähnliche Vorschläge diskutiert wurden. Fahrzeuge unter zehn Jahren sollen weiterhin alle zwei bis drei Jahre zur HU, da sie in der Regel weniger Mängel aufweisen. Wolz sieht die jährliche HU als notwendig an, um die Sicherheit auf den Straßen langfristig zu gewährleisten.
4. Vergleich mit früheren Vorschlägen

Bereits 2012 gab es einen ähnlichen Vorschlag von der EU-Kommission, der jedoch abgelehnt wurde. Damals wurde die Einführung einer kürzeren Prüfperiode für ältere Fahrzeuge diskutiert.
Der ADAC kritisierte diesen Vorschlag und stellte Studien vor, die keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen häufigeren Prüfungen und einer höheren Verkehrssicherheit belegten. Auch das Statistische Bundesamt verzeichnete, dass nur 0,6 Prozent der Verkehrsunfälle durch technisches Versagen verursacht werden. Diese Argumente führten dazu, dass der Vorschlag damals nicht umgesetzt wurde. Der aktuelle TÜV-Vorschlag könnte jedoch aufgrund der zunehmenden Zahl älterer Fahrzeuge und der veränderten Sicherheitsanforderungen wieder auf den Tisch kommen.
5. Kosten der jährlichen HU

Der TÜV betont, dass die Kosten für eine Hauptuntersuchung trotz der vorgeschlagenen Häufigkeit für ältere Fahrzeuge erschwinglich bleiben sollen. Momentan kostet eine HU inklusive Abgasuntersuchung rund 150 Euro.
Für Besitzer von älteren Fahrzeugen würde eine jährliche HU zusätzliche Kosten mit sich bringen. Allerdings versichert der TÜV, dass diese Kosten nicht drastisch steigen sollen, da moderne Prüftechnologien die Prüfungen effizienter machen. Dies könnte helfen, die finanziellen Belastungen für Autofahrer gering zu halten. Ziel ist es, die HU weiterhin in einem verträglichen Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten, damit die Maßnahme für die Mehrheit der Fahrzeughalter wirtschaftlich tragbar bleibt.
6. Herausforderungen bei der HU für Elektroautos

Elektroautos stellen eine besondere Herausforderung bei der Hauptuntersuchung dar, da diese Fahrzeuge oft nicht dieselben Mängel aufweisen wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Dennoch ist die Prüfung von Elektroautos komplexer, da sie häufig nur auf Sicht geprüft werden können. Die Technik dieser Fahrzeuge erfordert eine angepasste Prüfmethodik.
Um sicherzustellen, dass Elektroautos korrekt überprüft werden, müsste die Hauptuntersuchung modernisiert werden. Der TÜV weist darauf hin, dass für Elektrofahrzeuge aktuell nur begrenzte Testmöglichkeiten bestehen, was die Sicherheit und Zuverlässigkeit dieser Fahrzeuge betrifft. Eine Anpassung der Prüfverfahren ist daher erforderlich, um auch Elektroautos angemessen und sicher überprüfen zu können.
7. Zukunft der Hauptuntersuchung

Die Hauptuntersuchung wird sich in den kommenden Jahren aufgrund technischer Entwicklungen und neuer Sicherheitsanforderungen verändern. Im Rahmen der Charta 2030 ist vorgesehen, dass auch Fahrassistenzsysteme und andere moderne Technologien in die Prüfungen aufgenommen werden.
In Zukunft könnten Fahrzeuge nicht nur einer optischen Kontrolle unterzogen werden, sondern auch einer umfassenden Funktionsprüfung, die auch Testfahrten umfasst. Dies würde sicherstellen, dass alle sicherheitsrelevanten Systeme in einem einwandfreien Zustand sind. Mit der fortschreitenden Entwicklung von Fahrzeugtechnologien und der zunehmenden Bedeutung von Fahrassistenzsystemen wird die HU immer mehr zu einer umfassenden Prüfung, die über die klassischen Tests hinausgeht.